Der flüchtige Körper (2019)

Körper auf Booten. Körper, die über Zäune klettern. Körper, die Grenzen überwinden. Flucht ist mehr als die Bewegung zwischen Herkunfts- und Zufluchtsort. Sie verändert auch die Perspektive auf das Woher und das Wohin. Sie befördert Sehnsüchte, Illusionen, Geschichte und Geschichten. Die theatrale subversion seziert – ausgehend von der medialen Bilderflut der letzten Jahre – die Konstruktionen von Körpern im Zusammenhang mit Flucht und Vertreibung. Eine szenische Recherche zwischen Videoinstallation, Performance und Choreografie.

Im Zusammenhang mit der vergleichsweise hohen Anzahl an geflüchteten Menschen, die die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2015 aufgenommen hat, wurde in den Medien immer wieder der Begriff „Flüchtlingswelle“ angeführt. Ein Sprachbild, das problematisch erscheint; assoziiert man damit doch mehr eine unförmige, bedrohliche Masse an Körpern, die wie eine Naturkatastrophe über „uns“ hereinbricht statt individuelle Schicksale. Wenn in diesem Kontext schon Naturgewalten herhalten müssen, sollte man jedoch eher von einer „Bilderflut“ sprechen, die die Menschen in den vergangenen drei Jahren überschwemmt hat: Körper aneinandergedrängt auf Booten, nach helfenden Händen greifend. Körper, die über Zäune klettern, sichtbare und unsichtbare Grenzen überwinden.

Ausgehend von dieser Beobachtung hat sich die theatrale subversion dazu entschlossen, sich dem Thema Flucht und Vertreibung über den Körper und die Untersuchung von Körperbildern zu nähern. Denn diese Bilder stehen nicht für sich allein. Sie sind immer Teil verschiedener sich oftmals widersprechender Erzählungen und werden von politischen Akteuren jeglicher Couleur instrumentalisiert. Sie sind Ausgangspunkt und Kontext sozialer Interaktion. So können sie z.B. Menschen dazu motivieren Hilfe zu leisten oder Ängste schüren.

Welchen Einfluss haben diese Bilder auf die Wahrnehmung von eigenen und von fremden Körpern? Wie verändern diese Körperbilder wiederum unsere Wahrnehmung von Raum? Und welche historischen Bilder von Flucht und Vertreibung werden durch die aktuellen Diskurse überdeckt? Über diese Fragen nähert sich die theatrale subversion dem flüchtigen Körper an, stellt sich ihrem eigenen Blick und vermisst so zugleich deutsche Identität.

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