Archiv der lebenden Toten (2020)

Das Kunst- und Dokumentationsprojekt „Archiv der lebenden Toten“ sammelt digitale Vermächtnisse von Menschen, die den sogenannten Corona-Risikogruppen angehören bzw. sich mit diesen identifizieren. Das Archiv befragt diese potentiell besonders betroffenen Personen nach ihren Sorgen und Hoffnungen hinsichtlich einer Zukunft nach der Pandemie. Es speichert ihre Erfahrungsberichte in Form von Videointerviews, die im internen Bereich der Website aufgenommen und anschließend ins Archiv eingespeist werden können. Die Beiträge werden auf der Archiv-Seite der Website veröffentlicht und sind für Interessierte frei zugänglich. Das „Archiv der lebenden Toten“ sucht nach neuen Formen des Erinnerns und des Erinnert-Werdens, fragt nach dem Wert des einzelnen Lebens und nach Möglichkeiten der Abbildung der Pandemie jenseits von Statistiken und Verallgemeinerungen. Es ist somit auch Ausgangspunkt weiterer künstlerischer Auseinandersetzung und inhaltliche Grundlage des 360° – Musiktheaterstücks „Lebende Minus Tote“, das im Juni 2020 in HELLERAU Europäisches Zentrum der Künste Dresden zur Aufführung kam.

Um die Corona-Pandemie einzudämmen wurden weltweit große Anstrengungen unternommen. Doch die ergriffenen Maßnahmen haben zu scharfen gesellschaftlichen Debatten geführt. Es bestand vor allem am Beginn der Pandemie Uneinigkeit darüber, welche Einschränkungen von persönlichen Rechten und Freiheiten akzeptabel und angemessen seien. Daran schlossen sich die Fragen an, ob der Schutz bestimmter Risikogruppen auch die wirtschaftlichen und sozialen Folgen dieser Einschränkungen rechtfertige und welche Verantwortung die Einzelperson gegenüber anderen habe. Doch gerade die im besonderen Maße Betroffenen der Pandemie kamen anfangs in der öffentlichen Debatte kaum selbst zu Wort und waren nur Teil der Statistik. Um diesem Umstand etwas entgegenzusetzen, haben Alexander Bauer, Michael McCrae und Romy Weyrauch das Kunst- und Dokumentationsprojekt Archiv der lebenden Toten initiiert.

Ein ausführliches Interview zum Projekt „Archiv der lebenden Toten“ kann man unter folgendem Link hören:
Deutschlandfunk Kultur – Romy Weyrauch im Gespräch mit Janis El-Bira, 06.02.2021

Im Rahmen des Projektes entstand eine Bildergalerie des Fotografen Martin Mulik, welche auch auf der Website veröffentlicht wurde und dort zu sehen ist: