Feminismus + Performance (2022/23)

„Der performative Charakter von Geschlecht ist theoretisch längst hinreichend begründet und untermauert worden […]. Doch was bereits beantwortet scheint, bleibt als Fragestellung bestehen. Wie nämlich dieses Handeln aussieht und was im einzelnen dabei (re)präsentiert wird, wie also Performativität in performance überführt wird.“ (Britta Herrmann und Walter Erhardt)

Im Workshop „Feminismus und Performance“ beschäftigen wir uns mit den zahlreichen Strömungen gegenwärtiger Feminismen und ihrer Entstehungsgeschichte. Wir blicken auf Feminismus als soziale Bewegung, die sich gegen geschlechtsbezogene Diskriminierung wendet und sich für Geschlechtergerechtigkeit stark macht. Dabei dient uns als Grundlage die Literatur unterschiedlicher feministischer Autorinnen wie u.a. Liv Strömquist, Margarete Stokowski, Mithu Sanyal, Laurie Penny und Judith Butler. Neben der theoretischen Beschäftigung hinterfragen wir dann im zweiten Teil des Workshops die Konstruktionen von Geschlechtsidentitäten, dekonstruieren sie spielerisch in performativen Praxen und werfen einen kritischen Blick auf die heteronormative Matrix.

„Wenn Körper sowohl Objekte als auch Agenten der Praxis sind, und aus der Praxis wiederum die Strukturen entstehen, innerhalb derer die Körper definiert und angepasst werden, haben wir es mit einem Muster zu tun […]. Dieses Muster könnte man körperreflexive Praxis nennen.“ (Robert W. Connell) Allerdings werden Prozesse der Herstellung von Geschlecht durch körperreflexive Praxen in der Regel kaum wahrgenommen oder bewusst beobachtet. Sie sind im Alltag allgegenwärtig und erscheinen daher relativ unsichtbar. Die verfehlte oder gelungene mimetische Aneignung bedient sich dabei verschiedener Strategien, aber nur im Falle des Mißlingens werden sie meist auch offenbar. Der Workshop dient der Reflektion und Sichtbarmachung der individuellen Darstellung und Nachahmung (Mimesis) von Geschlechtsidentität und untersucht die „aktive Mitwirkung (agency) von Körpern bei sozialen Prozessen“, die immer auch den Verlauf von sozialem Verhalten mitbestimmen.