„Natürlich kann man ein Pferd vor ein Taxi spannen oder ein Taxi vor ein Pferd. In beiden Fällen ist das nicht effektiv. Aber genau das wird meistens gemacht mit politischer Kunst: ein Pferd wird vor ein Auto gespannt. Und dann sind die Leute überrascht, wenn es nicht richtig fährt. Außerdem lebt das Pferd dabei nicht lange.“ (Heiner Müller)
Die Verbindung von künstlerischen Strategien und politischem Aktivismus scheint in Zeiten einer fragmentierten Öffentlichkeit eine besondere Kraft entfalten zu können. Politische Bewegungen – von links und rechts – haben dieses Potential für sich entdeckt, um die eigene Agenda sichtbar zu machen. Ob bei Occupy oder der Identitären Bewegung werden theatrale Mittel genutzt, um mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Doch wo verläuft die Grenze zwischen politischer Aktionskunst und ideologischer Instrumentalisierung künstlerischer Mittel? Und was ist das überhaupt: politische Kunst?
Wir, die Performancekünstler*innen und Theaterwissenschaftler*innen Romy Weyrauch und Michael McCrae, wollen mit Euch in diesem Seminar über diese Fragen diskutieren, gemeinsam Formate politischer Aktionskunst entwickeln und praktisch ausprobieren.
Im ersten Teil des Workshops wollen wir zusammen mit Euch einige Beispiele von Kunstaktionen untersuchen: Künstler*innen(kollektive) wie Christoph Schlingensief, das”Zentrum für politische Schönheit” oder “PENG!”, haben in den letzten Jahren immer wieder Kunst und politische Aktion geschickt miteinander verknüpft und damit polarisiert. Wie haben sie das gemacht? Wo ähneln sich ihre Ansätze? Wo unterscheiden sie sich?
Auf Grundlage dieser Auseinandersetzung wollen wir dann im zweiten Teil mit Euch eigene aktionistische Formate entwickeln: Wie kannst du ein politisches Anliegen in Aktionskunst verwandeln? Was willst du damit eigentlich erreichen? Und wo liegen hier die Fallstricke? Im letzten Schritt wollen wir dann mit Euch “Raus auf die Straße!”, um die ein oder andere entwickelte Idee dem Praxistest zu unterziehen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, aber wir freuen uns natürlich über interessierte und aktiv(istisch)e Teilnehmer*innen.