In ihrem dreimonatigen Recherchevorhaben „Erzählungen vom Untergang“ untersucht Romy Weyrauch alte und neue (post-)apokalyptische Erzählformen in ihren vielfältigen Ausprägungen und analysiert sie auf deren Merkmale hin. Welche Narrative und medialen Inszenierungen rund um den Untergang der Menschheit und des „Danach“ gibt es? Welche Bedeutung hatten sie in ihrer jeweiligen Zeit und welche Erkenntnisse lassen sich über die Gesellschaften gewinnen, die sie hervorgebracht haben? Welches Weltverhältnis offenbart sich in gegenwärtigen Erzählungen vom nahenden Ende und inwiefern unterscheidet es sich von frühesten Zeugnissen? Welche Traditionslinien und Diskurse sind vorherrschend? Wie lässt sich die Freude am Untergang als Lese-, Film- oder Computerspiel-Erlebnis beschreiben? Welche Funktion kann (post-)apokalyptischen Räumen zugeschrieben werden? Welche Utopien und welche Dystopien treten in Endzeit-Erzählungen zutage? Wie ist der gegenwärtige Gebrauch des Begriffs Apokalypse (bzw. Postapokalypse) in politischen Debatten und sozialen Netzwerken zu bewerten?
Das besondere Interesse am Thema liegt vor allem in dem Umstand begründet, dass die Wirkung der Apokalypse nicht in ihrem realen Stattfinden besteht (denn der Weltuntergang hat zumindest bisher noch nicht stattgefunden), sondern eben gerade in jenen Diskursen, die darüber geführt werden. Damit birgt die Erforschung apokalyptischer Narrative das große Potential in sich, entscheidende gesellschaftliche Fragestellungen in den Fokus zu rücken und vorhandene Vorstellungen von Gerechtigkeit zu reflektieren: Für wen geht die Welt unter und für wen nicht? Wer verfügt über welche Ressourcen und kann sich am Ende vielleicht sogar retten? Wer muss draußen bleiben?