Masters of Ceremony (2019)

Verlobung feiern, Maibäume schmücken und Tischgebete sprechen: Bräuche sind out. Ist das so oder entstehen nicht kontinuierlich neue Rituale, indem wir zum Beispiel um 20.00 Uhr die Tagesschau sehen oder der Tochter per WhatsApp regelmäßig ein schönes Wochenende wünschen? Mit welchen Traditionen sind wir aufgewachsen, welche haben wir verworfen, weil sie uns eingeengt haben, welche gerne oder unfreiwillig übernommen und welche neu erfunden? Als MASTERS OF CEREMONY pflegen siebzehn Dresdner*innen – um die 60 Jahre alt – neue und alte Bräuche und forschen spielerisch nach dem Sinn und Unsinn von Ritualen.

In „Also sprach Zarathustra“ porträtiert Friedrich Nietzsche einen betagten Propheten. Von allen Gedanken, die er predigt, betrachtet er einen als seinen mächtigsten – die Idee der ewigen Wiederkunft. Zarathustra wirft eine Herausforderung auf: Was wäre, wenn wir unser Leben immer wieder und wieder in alle Ewigkeit führen würden?

Ein Merkmal von Ritualen* ist, dass wir sie meist wiederholt praktizieren und sie dabei stabilisierend und kohärenzstiftend auf uns wirken können. Wie aber würden wir auf unser Leben schauen, wenn es selbst zum Ritual geriete?:

„Wie, wenn dir eines Tages oder Nachts ein Dämon in deine einsamste Einsamkeit nachschliche und zu dir sagte: >Dieses Leben, wie du es jetzt lebst und gelebt hast, wirst du noch einmal und noch unzählige Male leben müssen; und es wird nichts Neues daran sein, sondern jeder Schmerz und jede Lust und jeder Gedanke und Seufzer und alles unsäglich Kleine und Große deines Lebens muss dir wiederkommen, und Alles in der selben Reihe und Folge – und ebenso diese Spinne und dieses Mondlicht zwischen den Bäumen, und ebenso dieser Augenblick und ich selber. Die ewige Sanduhr des Daseins wird immer wieder umgedreht – und du mit ihr, Stäubchen vom Staube!< Würdest du dich nicht niederwerfen und mit den Zähnen knirschen und den Dämon verfluchen, der so redete? Oder hast du einmal einen ungeheuren Augenblick erlebt, wo du ihm antworten würdest: >Du bist ein Gott und nie hörte ich Göttlicheres!< Wenn jener Gedanke über dich Gewalt bekäme, er würde dich, wie du bist, verwandeln und vielleicht zermalmen; die Frage bei Allem und Jedem >Willst du dies noch einmal und noch unzählige Male?< würde als das größte Schwergewicht auf deinem Handeln liegen! Oder wie müsstest du dir selber und dem Leben gut werden, um nach Nichts mehr zu verlangen, als nach dieser letzten ewigen Bestätigung und Besiegelung?“