1989 [exit ghost] (2012 + 2014/15)

„1989 [exit ghost]“ ist Diskurstheater mit und über die sogenannte 3. Generation Ost – heute Mitte zwanzig bis Mitte dreißig Jahre alt und in der ehemaligen DDR geboren. Ihre Vertreter*innen stehen gemeinsam mit gleichaltrigen Darsteller*innen, die in der BRD aufwuchsen auf der Bühne und gehen gemeinsam mit der Regisseurin Romy Weyrauch auf die Suche nach eigenen Antworten auf philosophische und politische Fragen, die sich ihnen im Zusammenhang mit dem Untergang des Staatssozialismus und dem Leben in Zeiten einer sich verschärfenden globalen Finanzkrise stellen.

Ausgangspunkt der Beschäftigung ist Heiner Müllers Probenarbeit an der Hamlet/Maschine und die sich außerhalb des Theaters überschlagenden politischen Ereignisse. Einzelne Passagen des Stücktextes, ausgewählte Probennotate von Müllers damaligem Regieassistenten und dramaturgischem Mitarbeiter Stephan Suschke und dokumentarische Quellen sind als Material in die Inszenierung eingeflossen. Zusammen mit eigens verfassten Texten des gesamten Teams wurden sie in gemeinsamer Autorenschaft zu einem neuen Theatertext verknüpft. Am Ende steht auf der Bühne der Diskurs einer Generation, der sich mit der Rezeptionsgeschichte des Untergangs der DDR und mit politischen Handlungsoptionen damals wie heute beschäftigt.

Der New Yorker Soziologe Jonathan Bach (New School) bespricht in seiner 2018 veröffentlichten Ethnologie „What Remains – Everyday Encounters with the Socialist Past in Germany“ die Inszenierung und fasst in seinem Aufsatz „What Remains – Epilogue Exit Ghost“, den er 2016 bei einer Tagung der German Studies Association in New York als auch bei der Tagung “Performativity: Life, Stage, Screen?” an der FU Berlin vortrug, zusammen:

„What makes Exit Ghost an unusually productive grappling is its resistance to taking two well-worn paths. It avoids the form of personal memoir (in the direction of Jana Hensel’s Zonenkinder), and avoids claiming the mantle of a generational movement in the spirit of 1968, as has been much discussed in connection to the ´third generation east.´ The former depoliticizes through its introverted gaze, and the latter overpoliticizes by tethering this generation to nearly 50-year old ideological battle lines.

Rather, Exit Ghost performs what Yukiko Koga calls a double inheritance of the past, where the recognition of one’s own inheritance necessarily involves the recognition of the other’s inheritance. Exit Ghost raises and mixes up of experiences from East and West, performatively making the other’s inheritance into one’s own.“ (Jonathan Bach, „What Remains – Epilogue Exit Ghost“, 2016)